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Feldpostbriefe - Lettres de poilus
»... wer fällt, der stirbt den Heldentod« Begleitinformationen
August 1914:
Am 1. August 1914 erklärte das Deutsche Reich dem russischen Zarenreich den Krieg und erließ die bereits einen Tag vorher beschlossene allgemeine Mobilmachung. Mit dem Einmarsch deutscher Truppen in das neutrale Belgien am 3. August begann der Erste Weltkrieg.
Im Gegensatz zur immer noch vorherrschenden Meinung, die durch Dokumentaraufnahmen, Photos, hymnische Kriegsdichtung kolportiert wurde, gab es im August 1914 keine allgemeine Kriegsbegeisterung. Es gab vielmehr ein breites Spektrum ganz unterschiedlicher Reaktionen, die von einer Verweigerungshaltung über Ratlosigkeit und Erschütterung bis zu patriotischem Überschwang und Hysterie reichten und überdies davon abhängig war, zu welcher Generation oder Gesellschaftsschicht jemand gehörte, wo er lebte, ob in der Großstadt oder in der Provinz. Das Großbürgertum jubelte, Berufstätige ohne Perspektive sahen im Krieg eine Ausflucht, Studenten ein Stück Abenteuertum, ein Großteil der Arbeiterschaft fragte sich allerdings, wer sich um ihre Familie kümmern würde. Ebenso verhalten und besorgt reagierte die Landbevölkerung. Ende Juli war es in Deutschland, England, Frankreich sogar zu Antikriegskundgebungen und Streiks gekommen. Vor allem aber die, von staatlicher Propaganda geförderte, Überzeugung, sich verteidigen zu müssen, daher einen gerechten Krieg zu führen, ließ die Stimmung Anfang August umkippen. Die quälende Ungewissheit löste sich in einem befreienden Jubel auf. Sozialdemokraten und jüdische Bürger sahen im Krieg die Gelegenheit, ihre Zugehörigkeit zur Nation unter Beweis zu stellen und ihr Stigma als "vaterlandslose Gesellen" zu verlieren. Dieses vermeintlich enthusiastische Zusammengehörigkeitsgefühl wurde im nachhinein vor allem von der nationalistischen Rechten als "Augusterlebnis" idealisiert.
"Frankreich war sich einig, der politische Zank vergessen", stellte der französische Präsident Poincaré im Rückblick fest. In Deutschland konnte sich die Führung der SPD bis auf wenige Ausnahmen nicht dem Sog der nationalen Aufbruchstimmung entziehen. Dieses überparteiliche Einigkeitsgefühl wurde im Reich als "Burgfriedenspolitik" und in Frankreich als "Union Sacrée" gefeiert. Politiker und Generalität vertraten die Überzeugung, einen kurzen, schnellen Krieg zu führen, obwohl die Gefahr einer längeren Auseinandersetzung durchaus gesehen wurde. Wilhelm II versprach, daß alle Soldaten wieder daheim sein würden, ehe das Laub fiele. Warnende, zur Mäßigung auffordernde Stimmen, wie die von Hermann Hesse oder Romain Rolland blieben isoliert. Franzosen und Deutsche wetteiferten in der Verächtlichmachung des Gegners.
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