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Lange Nacht | |||||||||||||||||
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Manuskript vom: Samstag 8.3.2003 23:05 Die Lange Nacht einer Jugend unterm Stalin-Banner "Du Welt im Licht" |
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![]() Josef Stalin, 1950 (Foto: AP)
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Es war Anfang März 1953, dass in einer vorpommerschen Landstadt eine merkwürdige Prozession von Kindern und Jugendlichen stattfand, begleitet von einigen Dutzend Erwachsener. Viele der Kinder trugen weiße Hemden und ein blaues Halstuch unter Mänteln und Joppen, weniger zahlreich waren die Jugendlichen, die sich ein Blauhemd angezogen hatten und es zeigten, mit einigen der Erwachsenen. Der Zug hatte sich auf dem Hof einer Grund- und einer Oberschule formiert, um quer durch die Stadt zu jenem Platz geführt zu werden, wo die Gräber einiger Sowjetsoldaten lagen, mit einem Denkmal, auf dem von Ruhm und Ehre und von Dank für die Befreiung gekündet wurde. Im Zug wurden Fahnen mit schwarzem Trauerflor mitgeführt, es waren Kerzen verteilt worden, und als der Friedhof erreicht war, wurden die Fahnen gesenkt und die Kerzen entzündet. Es wurde eine kurze Rede gehalten, zuvor und danach trugen Schüler Gedichte vor. Vielleicht hieß es darin:
"Im Weltraum spielt ein Orchester, und Lieder sind und Geläut. Er war unserer Grund, unser fester, hat mit uns als Freund, unser bester, geweint und sich mit uns gefreut. Und wieder ein Tag, ein neuer. Wer war wie er so schlicht, wer war wie er so ein Treuer, wer war wie er solch ein Feuer: Stalin - Du Welt im Licht."
Nein, es war ein anderes Gedicht, denn dies wurde nach dem 5. März 1953 geschrieben, nach dem Tag, an dem Stalin starb, und nicht rechtzeitig, dass es anlässlich der verordneten Trauerfeier zitiert werden konnte, wie sie allenthalben in der DDR und in ganz Osteuropa stattfanden. Doch es gab viele solcher Gedichte; es gab eine ganze Literatur neben Losungen und Reden, die nur einen Zweck hatten; den sowjetischen Diktator zu preisen: als "Genius" und als "Lehrer" als "Vater" gar. Als "Führer". Und es sollte die Jugend sein, die ihn so sehen, die in seinem Geiste erzogen werden sollte.
War denn nicht erst eine kurze Zeit vergangen, dass ein anderer, der sich Führer nannte, die Deutschen in eine Katastrophe , in unermessliches Leid und in Schande geführt hatte? Eine Zeit, in der gerade die Jugend im Namen dieses Führers zu bedingungsloser Gefolgschaft erzogen werden sollte? Und nun also sollte sie einem anderen folgen, ebenso vorbehaltlos, sollte sie ihn rühmen und verehren. Wieder wurde ihr eine Art Uniform verordnet, weißes Hemd und blaues Halstuch für die Jüngeren, das Blauhemd für die Älteren; wieder gab es Banner zu tragen, blaue und rote, wieder wurde - massenhaft und formiert - marschiert.
Doch auch dieser "Führer" wurde als skrupelloser Mörder und als Verächter aller Menschlichkeit entlarvt, nichts blieb vom "Genius", nichts vom "Lehrer".
In dieser Langen Nacht sprechen Schüler, Studenten und Lehrer über ihre Jugend, die gleichsam eine Hochzeit des Personenkults um Stalin war. Wie bestimmten diese Prägungen ihren Alltag? Wie erlebten sie die so genannte Entstalinisierung? Lesungen und Musik aus dieser Zeit illustrieren und ergänzen die Studiogespräche.
Dietrich Möller
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![]() (Foto: AP/5.3.2003) |
Deutsches Historisches Museum, Berlin http://www.dhm.de/lemo/html/biografien/StalinJosef/
Die in den 40er und 50er Jahren im Ostblock übliche Verherrlichung Stalins dient der Machtsicherung der kommunistischen Regime. Wer Stalin bejaht, bekennt sich zum System, wer ihn verneint, wird zum Feind des Systems erklärt. Auch in der DDR wird der Kult um Stalin gepflegt und nimmt zum Teil groteske Züge an. Die Gründung des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) im Februar 1950 ist ein weiteres Merkmal für den stalinistischen Charakter des SED- Regimes. Das MfS dient dazu, den Herrschaftsanspruch der SED zu sichern und innerparteiliche Opposition auszuschalten. Weiterlesen:
Kurzbiographie des sowjetischen Diktators
Stalin - Der Mythos
Mythos Stalin
Vor 50 Jahren: Schock, Angst und Erleichterung
DeutschlandRadio - Kulturpresseschau am 4.3.03
Genosse Gott
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Dimitri Wolkogonow
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Einsichten, Diktatur und Widerstand in der DDR
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